70 Jahre nach Auschwitz Zeichen gesetzt

Erklärung der Jugendverbände

Die Deutsche Trachtenjugend beteiligte sich am Seminar des Deutschen Bundesjugendrings in Krakau und Auschwitz

70 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz arbeiteten junge Menschen aus Deutschland, Israel, Polen, Tschechien und Österreich IN Krakau und Auschwitz gemeinsam gegen das Vergessen. Vor der zentralen Gedenkveranstaltung am 27. Januar 2015 im ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz entwickelten sie aus verschiedenen Erinnerungskulturen eine gemeinsame. „Das war eine große Herausforderung aber zugleich eine riesige Chance im Kampf gegen Rassismus und Hass“, sagte Stephan Groschwitz, Vorsitzender des Deutschen Bundesjugendrings.

Als mahnendes Symbol war das Einfahrtstor des KZ Auschwitz-Birkenau vom Gedenkzelt überspannt

Für die Deutsche Trachtenjugend, deren Bundesgeschäftsstelle sich in Günthersleben-Wechmar befindet, war es als Mitglied des DBJR selbstverständlich, an dieser wichtigen Veranstaltung teilzunehmen. Diese Aufgabe nahm Dirk Koch wahr, der auch Landesjugendleiter der Thüringer trachtenjugend ist. Regionale geschichtliche Bezüge zum Holocaust spielten dabei ebenfalls eine Rolle. Im heutigen Erfurter Ortsteil Bischleben, nur wenige Kilometer von der Geschäftsstelle entfernt, lebte der Oberingenieur Kurt Prüfer, der die Verbrennungsöfen für die Krematorien unter anderem im KZ Auschwitz-Birkenau plante, realisierte und der mehrmals selbst dorthin reiste, um die Anlagen bautechnisch zu betreuen.  Die Gedenkstätte Buchenwald bei Weimar wird zudem oft von Landesverbänden der Deutschen Trachtenjugend besucht, wenn sie im Rahmen von Workcamps in Thüringen sind. Einen der Bildungsbesuche mit der zahlenmäßig größten Teilnehmerzahl hat hier die Trachtenjugend Baden-Württemberg absolviert.

Im Stammlager Auschwitz

Die polnische Vizeministerin für Erziehung Ewa Dudek nahm in Krakau die Begrüßung der Veranstaltungsteilnehmer vor. Der gemeinsame Dialog schafft Perspektiven in der Zusammenarbeit der Länder, der Jugendringe und der Erinnerungs- und Zukunftsarbeit. Die Grundlagenarbeit für den unmittelbaren Dialog in der Veranstaltung erfolgte in fünf Kleingruppen, die jeweils von Teamern aus Polen, Israel und Deutschland geleitet wurden und sich aus Teilnehmern aus diesen drei Ländern zusammensetzte.  Als wesentliches Konzept für die Erinnerungsarbeit im Jugendbereich kristallisierten sich drei Säulen heraus. Einmal die Vermittlung des Wissens, dann das Einfühlungsvermögen in die geschichtlichen Vorgänge durch die jungen Leute und darauf aufbauend die Aktionen der aktiven Erinnerungsarbeit. Unabhängig vom nationalen Kontext können diese drei Säulen länderübergreifend gelten.

In den Gesprächen wird die große Bedeutung klar, die Auschwitz für die die jüdischen Seminarteilnehmer und das jüdische Volk weltweit besitzt. Die emotionale Anspannung war spürbar. Die Großmutter einer Teilnehmerin aus Israel, die den Holocaust überlebt hat, freute sich, dass solch eine Veranstaltung stattfindet. Sie gab ihrer Enkelin mit auf den Weg „Es ist gut, den Dialog zu führen, weil die Menschheit nur so eine Zukunft hat.“ Ein anderer Teilnehmer der israelischen Delegation kommt bereits zum 20. Mal nach Auschwitz, wo seine Großeltern ermordet wurden „Ich muss hier sein, das gehört zu meinem Leben.“ Nach dere gemeinsamen Gedenkzeremonie der Jugendverbände wurde in der Gedenkstätte Auschwitz die gemeinsame offizielle Erklärung abgegeben. „Als Jugendverbände übernehmen wir gemeinsam Verantwortung, Erinnerung und Gedenken an den Holocaust aufrecht zu erhalten. Das Damals zu verstehen, um im Heute handeln zu können, ist Ziel unserer Erinnerungsarbeit“, sagt Immanuel Benz, stellvertretender Vorsitzender des DBJR. Diesen Position schließt sich die Deutsche Trachtenjugend voll und ganz an.

Gedenken der Jugendverbände

Die Teilnahme an der offiziellen Gedenkveranstaltung auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz- Birkenau schloss des Seminar ab. "Eine Minute in Auschwitz war wie ein ganzer Tag...", so berichtete ein Überlebender. Die Gedenkansprache hielt der polnische Präsident Bronislaw Komorowski. „Die Zukunft unserer Kinder darf nicht so aussehen wie unsere Vergangenheit!" appellierte der Überlebende Roman Kent an uns alle, an die ganze Weltbevölkerung. Die Enkel und Urenkel der Überlebenden waren deshalb unter den ersten Gedenkenden, die am Mahnmal Kerzen entzündeten und Blumen niederlegten.

Dirk Koch