Die Schwerter klirren wieder

Der Trachtenverein Schumlach aus Lindenberg lässt den Thüringer Schwerttanz neu aufleben

Sie kommen aus dem südlichsten Zipfel Thüringens und ihre Gemeinde ragt wie eine einsame Speerspitze ins benachbarte Franken hinein. Die fränkisch geprägte sympathische Mundart spricht im idyllischen Örtchen Lindenberg eigentlich jeder. So auch Marko Thieg, Mitte 20 und erster Mann beim Thüringer Schwerttanz des Trachtenvereins Schumlach aus Lindenberg.
„Den Schwerttanz haben wir bereits seit 1997 im Programm, aber er war etwas eingeschlafen. Zum 20. Jubiläum unseres Trachtenvereins 2010 haben wir ihn wieder eingeübt und erstmals zum Geburtstagsfest aufgeführt.“, so berichtet er. Das fand großen Anklang. Dieser Brauch des Schwerttanzes wird vielfältig erklärt. Die Zahl neun spielt eine zentrale Rolle. Acht Männer werden vom einem neunten angeführt. Sie stecken ihre Schwerter kreuzweise zusammen, ein Stern entsteht. Dieser beginnt sich wiegend zu bewegen, der Anführer springt auf den Stern und wird emporgehoben. Deutungsvarianten für dieses Brauchtum gibt es viele.

Da die Tänzer aus Lindenberg einen unheimlich agilen und intakten Verein bilden, war der Schwerttanz in vier Proben aufführungsreif. Neun Tänzer bilden die Stammbesetzung, für den Fall der Fälle gibt es aber Ersatzmänner. Ist es gefährlich, mit den Schwertern zu hantieren? Auf alle Fälle sieht es so aus, als wenn man sich in Acht nehmen müsste und die Waffen klirren mächtig, wenn die Sterne aus den Schwertern. gebildet werden. „Aufpassen müssen wir schon, direkte Verletzungsgefahr allerdings gibt es nicht. Wir sind ein eingespieltes Team“, beruhigt Thieg. Die Schwerter sind tatsächlich aus echtem Stahl und wurden vor einigen Jahren extra für die Aufführungen angefertigt. Denn man hatte keine Lust, mit Holzschwertern zu hantieren. Es soll echt aussehen. Die Schwerter sind ungefähr drei Kilo schwer, allerdings sind die Spitzen abgerundet, damit hier keine Verletzungsgefahr besteht.

Ein wichtiger Name, der die Choreographie und Aufführung des Thüringer Schwerttanzes im Trachtenverband in den letzten Jahren geprägt hat, ist Landesheimatpfleger Günter Bramer aus Trusetal. Nach diesen Vorgaben richten sich die Lindenberger. In der Thüringer Landestrachtengruppe, die Bramer leitet, ist der Schwerttanz das Bonbon im Repertoire. Eva Sollich und Mike Adam sorgten einst ursprünglich für die Choreographie. Bereits in der DDR wurde er regelmäßig zu den Folklorefesten in Schmalkalden gezeigt. Denn in dieser Stadt hatte der Tanz Tradition. Die Handwerksgesellen der umliegenden Ortschaften kamen dazu traditionell in den Ort. Günter Bramer war bei den damaligen Aufführungen des Schwerttanzes regelmäßig aktiv dabei.

Im 17. Jahrhundert führte die Handwerkszunft der Klingen- und Messerschmiede in Ruhla zur Fastnachtszeit und bei besonderen Anlässen ein ähnliches Tanzritual auf, das  ebenfalls als Schwerttanz überliefert worden ist, aber auch unter dem Begriff Messertanz bekannt war. Diesen führten 16 bis 20 Messerschmiede der Zunft auf.

Der Thüringer Schwerttanz ist und bleibt aber ein besonderer Tanz. „Wir zeigen ihn nur zu wichtigen Anlässen.“, erläutert Marko Thieg, um die Bedeutung der Sache zu unterstreichen. Ein nächster Termin steht noch nicht ins Haus. Es lohnt sich also, auf aktuelle Ankündigungen zu achten. Trotzdem wird immer wieder geübt, damit die Choreographie im Kopf bleibt.